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Film-Empfehlung: Bo Burnhams ‘Make Happy’

Ein plakativ als Clown verkleideter Bo Burnham schlendert aus seinem Haus, durch einen Wald in eine namen- und charakterlose Stadt. Der Harlekin blickt hilflos in diese graue Stadt hinein und scheint sich die Frage zu stellen, wohin er denn solle. Lang vorbei sind die Zeiten des Hofnarren, vorbei sind auch die Zeiten des Zirkusclowns. Die Vielfalt und die schiere Grösse der Unterhaltungsindustrie heutzutage scheinen keine Befreiung für Entertainer zu bringen sondern Verwirrung. Aber nicht nur für die Entertainer sondern auch für die Unterhaltenen. Wo genau trifft man die heutigen Clowns an und wie genau sehen diese aus? Gibt es überhaupt noch einen Unterschied zwischen den Clowns und dem Rest?

Burnham blickt anfangs verwirrt drein und steht im nächsten Moment verschmitzt auf seiner Bühne. Typisch für Burnham ist natürlich, dass er eben nicht auf der Bühne steht, das ist nur Klischee, eine Schau – es war eigentlich nur ein namenloser Statist. Denn was ist denn schon eine Show heutzutage, die sich nicht über sich selbst lustig macht? Nach seiner maximal unterhaltsamen und gnadenlosen Dekonstruktion des Konzepts der Unterhaltung – seine Show “what.” – beginnt nun eine Fortsetzung: eine weitere Dekonstruktion ebenjener Konzepte.

 

Mit brennender Leidenschaft an der Unterhaltung bietet Burnham erneut Lächerliches, Tiefsinniges, Parodisches, Metaparodisches, Metametaparodisches, Musikalisches, Lyrisches, Vulgäres und Revolutionäres. Dieses Mal geht er einen Schritt weiter und formuliert die Essenz seiner Unterhaltung: die metaartistische These, dass die Figur des Unterhalters nicht mehr der als solcher designierte Clown ist, sondern dass wir alle zum gegenseitigen Performen auserwählt sind. Wir performieren unsere Identität in den Social Media, wir bekommen Werkzeug und Publikum, um durch Vines, Tweets, Posts, Yik Yaks und Snaps unsere kleinen Entertainment-Beiträge zu kreiieren und durch das Auswählen und Teilen von Information befinden wir uns auf einer Bühne, auf der wir plärren und dem Geplärre anderer ausgeliefert sind. Ein Entertainer in einer solchen Zeit muss also nicht nur unterhalten, er muss als Über-Entertainer einem Publikum von kleinen Entertainern eine Show vorführen, die all ihre Stimmen vereint, parodiert, dekonstruiert und ihnen schliesslich ein Liebeslied singt. Dabei bezieht er clever gefälschte Stimmen wie auch wahre Stimmen des Publikums ein, lässt diese auf sich selbst hetzen oder lässt sie durch zynische Kommentare in Gekicher versinken. Diese Show kommt teils fulminant durch Licht- und Raucheffekte daher, teils minimalistisch dunkel und gegen Ende auch nackt in gleissendem Licht – also die Show, nicht er.

 

Ganz zum Schluss singt er ein besonders persönliches Lied über Erfolg und (das Ausbleiben von) Glücksgefühlen. Mit diesen doch eher depressiven Zeilen verabschiedet sich Bo Burnham in eine längere Bühnenpause, ganz offensichtlich aus psychischen Gründen.

 

Bo Burnham ist noch unentdeckt, aber ich wage zu behaupten, dass Burnham die Essenz unserer Generation in Sachen Performance und Entertainment ist. Wenn später Akademiker auf unsere Zeit zurückblicken, müssen sie nur Burnham ansehen und ihn verstehen – er vereint alles, was wir heute sind.

Burnham als der typische traurige Clown

Ein plakativ als Clown verkleideter Bo Burnham schlendert aus seinem Haus, durch einen Wald in eine namen- und charakterlose Stadt. Der Harlekin blickt hilflos in diese graue Stadt hinein und scheint sich die Frage zu stellen, wohin er denn solle. Lang vorbei sind die Zeiten des Hofnarren, vorbei sind auch die Zeiten des Zirkusclowns. Die Vielfalt und die schiere Grösse der Unterhaltungsindustrie heutzutage scheinen keine Befreiung für Entertainer zu bringen sondern Verwirrung. Aber nicht nur für die Entertainer sondern auch für die Unterhaltenen. Wo genau trifft man die heutigen Clowns an und wie genau sehen diese aus? Gibt es überhaupt noch einen Unterschied zwischen den Clowns und dem Rest?

Burnham blickt anfangs verwirrt drein und steht im nächsten Moment verschmitzt auf seiner Bühne. Typisch für Burnham ist natürlich, dass er eben nicht auf der Bühne steht, das ist nur Klischee, eine Schau – es war eigentlich nur ein namenloser Statist. Denn was ist denn schon eine Show heutzutage, die sich nicht über sich selbst lustig macht? Nach seiner maximal unterhaltsamen und gnadenlosen Dekonstruktion des Konzepts der Unterhaltung – seine Show “what.” – beginnt nun eine Fortsetzung: eine weitere Dekonstruktion ebenjener Konzepte.

 

Mit brennender Leidenschaft an der Unterhaltung bietet Burnham erneut Lächerliches, Tiefsinniges, Parodisches, Metaparodisches, Metametaparodisches, Musikalisches, Lyrisches, Vulgäres und Revolutionäres. Dieses Mal geht er einen Schritt weiter und formuliert die Essenz seiner Unterhaltung: die metaartistische These, dass die Figur des Unterhalters nicht mehr der als solcher designierte Clown ist, sondern dass wir alle zum gegenseitigen Performen auserwählt sind. Wir performieren unsere Identität in den Social Media, wir bekommen Werkzeug und Publikum, um durch Vines, Tweets, Posts, Yik Yaks und Snaps unsere kleinen Entertainment-Beiträge zu kreiieren und durch das Auswählen und Teilen von Information befinden wir uns auf einer Bühne, auf der wir plärren und dem Geplärre anderer ausgeliefert sind. Ein Entertainer in einer solchen Zeit muss also nicht nur unterhalten, er muss als Über-Entertainer einem Publikum von kleinen Entertainern eine Show vorführen, die all ihre Stimmen vereint, parodiert, dekonstruiert und ihnen schliesslich ein Liebeslied singt. Dabei bezieht er clever gefälschte Stimmen wie auch wahre Stimmen des Publikums ein, lässt diese auf sich selbst hetzen oder lässt sie durch zynische Kommentare in Gekicher versinken. Diese Show kommt teils fulminant durch Licht- und Raucheffekte daher, teils minimalistisch dunkel und gegen Ende auch nackt in gleissendem Licht – also die Show, nicht er.

 

Ganz zum Schluss singt er ein besonders persönliches Lied über Erfolg und (das Ausbleiben von) Glücksgefühlen. Mit diesen doch eher depressiven Zeilen verabschiedet sich Bo Burnham in eine längere Bühnenpause, ganz offensichtlich aus psychischen Gründen.

 

Bo Burnham ist noch unentdeckt, aber ich wage zu behaupten, dass Burnham die Essenz unserer Generation in Sachen Performance und Entertainment ist. Wenn später Akademiker auf unsere Zeit zurückblicken, müssen sie nur Burnham ansehen und ihn verstehen – er vereint alles, was wir heute sind.

Burnham als der typische traurige Clown